Donnerstag, 7. Mai 2020

After my travels


Donnerstag, der 05.03.2020
Am Tag nach meinem Trip hatte ich mich mit den beiden Franzosen aus Karrstha verabredet. Da die beiden nicht 100% sagen konnten, wie lange sie bis nach Kalgoorlie brauchen würden, wollten wir uns vor dem Exchange treffen.
Ich ging hinein, während ich auf die beiden wartete. “German Lilli is here!” Wurde ich direkt von Sallys altbekannter energievollen Stimme begrüßt. Es war ein Donnerstagmorgen um kurz nach elf und Courtney, Clay und Daniel saßen am Tresen und tranken. Vorher hatten sie wohl Getränke im Kühlraum aufgestockt. Ich trank erst einmal nur ein Wasser und erzählte ihnen viel von meinem Trip. Sally gab wieder einige Lieder zum besten, auch wenn es nicht der Song “Dance Mokey” war, der sich Dank ihr zu meinem “Exchange-Song” herauskristallisiert hatte. Jedes Mal, wenn ich den Song hörte, musste ich an meine tolle Zeit denken.
Mit den Franzosen ging es zur Hannans Tourist Mine. Ich hatte sie mir zwar schon einmal angeschaut, aber wir unterhielten uns viel und es machte deshalb super Spaß. Dieses Mal konnten wir auch endlich Two Up spielen. Ich war ja nicht alleine.

Two-up has been a traditional gambling game in Australia since it spread around the country with the gold rushes in the second half of the 1800s.
It's little wonder then that it's now only legal to play two-up on Anzac Day, or in a few specified venues such as casinos.
However, it can still be played legally in Kalgoorlie and Broken Hill, maintaining a connection for the towns to their mining history.

Two-up involves betting on which way two pennies will land after being thrown 10ft in the air by a 'spinner' inside a designated ring.”https://www.abc.net.au/local/photos/2015/02/04/4174180.htm

Man wirft eigentlich nur mit Hilfe eines kleinen Holzstückes in die Luft und es wird auf Kopf oder Zahl gewettet. Eigentlich nur endete damit, dass ich eine der Münzen auf den Scheunenboden schleuderte, wo sie für uns leider unerreichbar war. Der Franzose (Flow) fand glücklicherweise noch eine Münze in seinem Portmonee und ich drückte ihm das Brettchen in die Hand. Mit seiner Freundin pokerte ich weiter um das Spielgeld. Und gewann nach einem gewagten “All in”.
Die beiden setzten mich wieder beim Exchange ab, wo ich wieder auf Clay und Courtney traf. Die beiden waren schon sehr gut dabei. Courtney schrieb seine beste Freundin und ich Maria an. Alle fünf gingen wir in ein neues Restaurant.Wir redeten und lachten viel, Courteny gab mir einen “Welcome back-drink” aus und gab später noch eine Runde, Clay brauchte noch Hilfe seinen Sekt auszutrinken und, und, und.. Die beiden Mädchen mussten bald wieder gehen, weshalb ich wieder mit den Kerlen alleine war. Wir liefen zu Jugs, wo wir dann auf richtige Cocktails umstiegen. Wir redeten über die Entwicklungen im Restaurant wie die neuen Kollegen, Andys Reisepläne. Charlies Lebensstil, Courtneys (nun verlobt) und Clays “Boyfriend-history” und auch Courtneys erster, positiver, wenn auch skeptischer Eindruck über mich.
Eigentlich wollte ich nach Hause laufen, aber die beiden hielten mich ab und befahlen dem Taxifahrer, mich abzusetzen. Das es sich um einen Umweg handelte, störte die beiden nicht im Geringsten. Storm schüttelte nur den Kopf über meine gute Laune.
Am selben Abend lud ich Storm in demselben Restaurant zum Essen ein. Es war unglaublich teuer und wir mussten Ewigkeiten warten, aber mein Porridge mich geräucherten Lachs war ein Traum.

Freitag, der 06.03.2020
Ich hatte Glenn einen Kuchen und eine Flasche Kraken (mit persönlicher Aufschrift “Because no good story starts with a salad”) zum Geburtstag geschenkt und abends aßen wir Steak (bzw. Storm hatte mir Lachs gekauft!). Ein paar Freunde von Glenn kamen vorbei und wir tranken ein bisschen, spielten ein paar Kartenspielen und redeten etwas.

Samstag, der 07.03.2020
Mitttags traf ich mich mit dem belgischen Pärchen, dass ich in Karijini kennengelernt hatte. Wir saßen einfach nur im Garten und redeten.
Glenn und Storm feierte ihren Geburtstag zusammen. Arbeitskollegen und Freunde kamen vorbei und die beiden bekamen noch mehr Kraken geschenkt. Mindestens sechs Flaschen stapelten sich im Kühlschrank. Wir tranken ziemlich viel und nahmen kurz vor Mitternacht Taxen zur Stadt. In der Karaokebar traf ich auf Maria und ihren neuen Freund  und wir tranken ein Minibier (43er mit Sahne). Im Exchange unterhielt ich mich kurz mit Daniel. Leider hatte ich meinen Ausweis in der Karaokebar verloren, weshalb ich komplett in Tränen aufgelöst war. Storm verfrachtete mich zu Sally und Courtney ins Exchange, jedoch ging Sallys gut gemeinter Trost Shot eher nach hinten los und Storm brachte mich nach Hause. Ich hatte ihm noch nicht einmal zum Geburtstag gratuliert.

Sonntag, der 08.03.2020
Am nächsten Morgen ging es mir super, aber ich hatte ein unglaublich schlechtes Gewissen. Ich machte Frühstück und schenkte Storm einen kleinen “Survival-Guide” mit kleinem Text und Foto als Gutschein.

Montag, der 09.03.2020 bis Donnerstag, der 12.03.2020
Die Tage zwischen meinem Trip und dem Urlaub auf Bali, lief ich sehr viel durch Kalgoorlie. Ich bewarb mich auch bei vielen Cafes. Abends blieben Storm und ich recht lange auf, um die Zeit miteinander genießen zu können. Es fühlte sich toll an, ihn wieder zurückzuhaben.
Einen Abend brachte uns die Nachbarin leckere Schokomuffins mit Snickers-Topping rüber und blieb für eine Weile zum Reden.
Glenn überraschte uns aber böse. Sein Reisepass war abgelaufen. Auch der Chef der beiden, machte Tag für Tag Stress, ob wir wirklich trotz der Corona-Virus-Umstände nach Bali fliegen wollten.
Eine Stunde und zwanzig Minuten hing ich in der Warteschleife von Opodo, da Glenn seinen Flug stornieren wollte. Schlussendlich nahm jemand ab, nur um mir zu erklären, dass ich zunächst mit der Airline sprechen musste. Mit der indonesisch sprechenden Airline konnte ich leider nicht viel anfangen.
Wir hatten aber Glück. Glenn hatte einen neuen Ausweis bestellt, der Donnerstag in Perth ankam. Bis ich meinen Reisepass gefunden hatte, verging aber auch eine halbe Ewigkeit, da dieser noch seit Samstagnacht in Storms Hosentasche lag. Dieser behauptete aber felsenfest, ihn mir zurückgegeben zu haben. Das Schlafzimmer sah nach meiner Suchaktion aus als hätte eine Bombe eingeschlagen.

Freitag, der 13.03.2020
Den Freitag hatten die beiden sich freigenommen. Wir schliefen aus, frühstückten und ich machte Wraps fürs Mittagessen. Zunächst mussten wir einen Vorderreifen von Glenns Porsche austauschen, den er bei seinem letzten Midnight-Bush-Drive plattgefahren hatte.
Glenn fuhr die gesamte Strecke und ich genoss es, endlich wieder entspannt auf der Rückbank zu sitzen. Irgendwie fühlte ich mich wie das kleine Kind und die beiden waren meine Eltern. Als Storm dann auch noch die Lieder übersprang, die ich nicht mochte und meine Getränke bei den Tankstellen und später das Eis bei KFC bezahlte, wurde dieses Gefühl nur verstärkt.
Wir holten Glenns Reisepass bei einem Arbeitskollegen in Perth ab, aßen bei KFC zu Abend und checkten dann in das Hotel ein, dass ich gebucht hatte.
Storm und ich schliefen im Doppelbett und Glenn im Hochbett. Das war ziemlich lustig. Das Badezimmer war ziemlich klein und wenig geräuschisoliert.

Samstag, der 14.03.2020
Morgens parkten wir das Auto und nahmen den Shuffle zum Flughafen. Ich drückte eine Orange nach der anderen ich mich hinein, die noch von unserem Lunchpaket übrig geblieben waren. Und auch Storms KFC- Reste, was natürlich zu einem Kommentar (“So you like it!”) führte.
Als wir Gate warteten, kaufte ich ihm dann Quiche zum Frühstück, um mich weniger wie das kleine Kind zu fühlen. Wir unterhielten uns mit einem älteren Australier.
Im Flugzeug war ich wieder sechs: Und saß in der Mitte. Die beiden halfen mir sogar bei meinen Kreuzworträtseln!
Mittags landeten wir und wurden schon im Flugzeuggebäude von Taxifahrern angefallen. Während Storm direkt anfing zu feilschen, lief Glenn stur weiter und suchte nach den Bussen. Auf der Suche liefen wir einen weiteren Taxifahrer über den Weg. Und beide sahen ein, dass es unwahrscheinlich war einen Bus zu finden. Nach ein paar Verhandlungen einigten wir uns. Zweieinhalb Stunden brauchten wir bis zum Hotel. Unterwegs kaufte Glenn ein Bier für uns alle, aber am Ende hatten wir alle (inklusive Fahrer) keine Lust mehr und riesengroßen Hunger.
Sobald wir den Raum bezogen hatten und uns “” umgezogen hatten, liefen wir zur Ned's Kitchen, die uns von der Hotelführung empfohlen worden war. Den Sonnenuntergang konnte ich nur kurz genießen, da die beiden hungrigen Herren mich hetzten. Sonnenuntergänge gebe es jeden Tag.
Wir verbrachten dann noch einiges an Zeit im Pool. Nur ein weiterer Raum war belegt, so dass wir eigentlich das ganze Hotel inklusive Pools und Gartenanlage für uns hatten. Später schauten Storm und ich noch Kongfu Panda.

Sonntag, der 15.03.2020
Morgens stand ich früher auf als die beiden und schaute mir den Garten an. Es gab einen weiteren Pool, tolle Blumen (eine steckte ich mir ins Haar) und sogar einen Aufenthaltsraum mit Fernseher und Büchern. Einen Billiardtisch gab es ebenfalls.
Als ich zurückkam war Storm dann doch schon wach und wir weckten Glenn, um frühstücken zu gehen. Das Frühstück war inklusive und es gab eine recht langes Menü! Die beiden aßen jedes einzelne Mal das Amerikanische Frühstück, ich versuchte mich so gut es ging durch die Karte zu arbeiten (Mal Frenchtoast mit Banane, mal Porridge,...). Zur Vorspeise gab es immer ein paar Stückchen Obst, als Getränke Kaffee und Saft des Tages. Da wir ab dem zweiten Tag die einzelnen Gäste waren, wussten die Köchinnen genau, wie die beiden ihren Kaffee tranken (Milch und Zucker) und ich liebend gerne verzichtete. Glenn frühstückte aber nicht immer mit, sondern schlief lieber etwas länger
Nach dem Frühstück bestellte Glenn zwei Scooter und sobald diese geliefert wurden, fuhren wir “ein wenig” durch die Gegend. Eigentlich hatten wir nur zum nächsten ATM fahren wollen, aber Glenns Google Maps Künste waren eine reine Katastrophe. Anstatt zehn Minute zur´zum nächsten Ort zu fahren, endeten wir über eine Stunde später im überüberüberüber...nächsten Ort.
Ich fand es unglaublich gruselig. Ich hatte schließlich noch nie auf einem Scooter gesessen. Die eine Fahrt auf Storms Moped über die Felder der Farm zählte ja wohl kaum. Ich klammerte mich ganz stark an ihm fest und hatte die Augen eigentlich die ganze Zeit zugekniffen.
Naja, wenigstens konnte ich nun Geld abheben. Am Flughafen hatte ich nämlich meinen Pin vergessen gehabt. Storm hatte am Flughafen in Perth gewechselt und Glenn nach der Landung.
Der Rückweg ging auch etwas besser und ich konnte die Umgebung mit den süßen Orten, dem schwarzen Strand, den riesigen Wellen und saftigen Reisfeldern besser genießen.
Wir stoppten an vielen kleinen Läden und Glenn rüstete sich mit neuen Badelatschen, einer (schwulen, wie er selbst sagte) Umhängetasche und einigen anderen Zeug aus. Storm kaufte sich einen kleinen Rucksack, was eine tolle Anschaffung war, da wir ohne Handgepäck angereist waren. So konnten wir Wasser mitnehmen.
Abends liefen wir mit einem Bier ( es gibt übrigens überall nur Bintang) am Strand entlang (schöner Sonnenuntergang, aber nicht ganz so schön wie am Tag zuvor). Da wir Mittags wieder bei Ned's Kitchen essen gegangen waren, probierten wir abends ein Fischrestaurant aus.
Fish in Banana leaves war dann auch wirklich ein ganzer Fisch in Bananenblättern. Mit Flossen, Augen und allen drum und dran. Storms Fish Curry war aber wohl noch schlimmer. Er hatte drei Köpfe! Glenn hatte da mit seinem Chicken Burger (insgesamt aß er glaube ich fünf Mahlzeiten hintereinander Burger) doch besser gemacht.
Nach dem Abendessen gingen wir rüber zu der kleinen Bar, die nur Softdrinks oder Bintang in klein oder groß verkaufte, wobei das große unseren ganzen Urlaub über ausverkauft war. Zwischendurch musste eines der Mädels einkaufen flitzen, um Glenn sein Bier zu besorgen. Wegen des Corona Virus war er wohl der Hauptkunde der drei Mädchen.
Storm ging etwas früher ins Bett, aber ich blieb noch eine Weile, auch wenn ich nicht trank. Der Fisch hatte mir wohl doch etwas den Magen verdorben. Wir unterhielten uns mit den drei Mädchen (zwischen 19 und 23). Ihr Englisch war nicht sonderlich gut, aber mithilfe von Händen, Füßen und Google Übersetzer klappte das schon. Glenn blieb am längsten. Die Mädchen liebten ihn aber auch. Er hatte sich sogar mit ihrem Vater angefreundet, in dem er ihm ein Bier ausgegeben hatte.

Montag, der 16.03.2020
Morgens lief ich am Strand entlang und freundete mich mit einem kleinen Hund an. Ich streichelte ihn kein einziges Mal und trotzdem lief er mir eine ganze Stunde hinterher. Sogar während ich schwimmen ging, blieb er am Strand sitzen und wartete auf mich.
Zunächst kauften wir Sonnencreme, da Storm und Glenn sich schon heftig die Beine und Arme verbrannt hatten. Meine Nase hatte einen leichten Rotton angenommen, aber ansonsten war ich glimpflich davongekommen. Dann fuhren wir zu einem Typen, der Strand- und Regenwaldtouren auf Motorrädern machte. Er lud uns in seinen Vorhof ein, wo wir uns setzten, unterhielten und Bintang tranken, während wir auf die Antwort seines Chefs warteten. Glenn durfte sogar dessen Motorrad ausprobieren, was ziemlich lustig war. Er hatte nämlich kurz zuvor beim Absteigen vom Scooter, einen seiner neuen Badelatschen kaputt gemacht und raste nun nur noch mit einer Latsche und Hawaibadehose um die Kurve. Hilarious.
Zum Mittagessen gingen wir zu Neds, gingen noch etwas mehr Shoppen (neue Badeschuhe für Glenn, einen Gürtel, und neue Sonnencreme, da die beiden nicht glücklich mit der “Body Lotion” waren).
Vor dem Abendessen genossen wir den kühlen Pool wieder in vollen Zügen.
Diesmal gingen wir bei den drei Mädchen essen. Oh, wie sie uns dafür liebten. Besonders die frittierte Banane zum Abendessen und der Schokoladenmilchshake waren ein Traum!
An diesem Abend trank ich etwas mit Glenn, aber nicht sonderlich viel. Wir unterhielten uns lange (Arbeit, Storm, usw.) und beobachteten Fledermäuse, während wir auf Liegen am Strand saßen. Irgendwann fing es an zu regnen, ich ging aber erst zurück zum Hotel, als wir total durchnässt waren. Glenn blieb wieder etwas länger.

Dienstag, der 17.03.2020
Dem platten Reifen zu Folge, hatte er auch eine interessante Nacht gehabt. Er war wohl noch zu verschiedenen Bars gefahren. Seltsamerweise wusste die Rezeption aber schon darüber Bescheid und gab ihm einen neuen Scooter.
Ein richtiger Ausflug war geplant. Leider fing es schon auf dem Weg an, zu regnen. Kurz vorher hatten wir aber noch Fotos von einem tollen Reisfeld mit seinen ganzen feleißigen Arbeitern gemacht.
Wir fuhren durch den Bunut Belong, einen riesigen Baum, durch den eine Straße hindurchführt. Wir schauten uns kurz den Tempel an und fuhren dann weiter. Lustig war ein Kerl, der einfach wie aus dem Nichts Parkgeld forderte.
Die beiden Kerle hatten natürlich Spaß an der verkehrsfreien Straße und den engen Kurven, ich fand es immer noch etwas gruselig.
Unser Ziel war ein großer Wasserfall, von dem uns ein Australier erzählt hatte, dem wir am tag zuvor getroffen hatten. Mit Hilfe zwei netter Einheimischer fanden wir endlich die Treppe, die hinunter führte. Einen halben Kilometer Luftlinie ging es abwärts. Meine Beine zitterten, als ich endlich unten ankam und ich war froh, dass Glenn zwischendurch nach Pausen gefragt hatte. Der feuchte, rutschige Boden machte es nämlich nicht leichter.
Die Anstrengung war es aber 100% wert gewesen. Der Wasserfall war riesig (und schien aufgrund des Regens immer weiter anzuschwellen). Wir machten Fotos und gingen sogar kurz schwimmen. Die Klamotten zogen wir nur aus Prinzip aus, da sie eigentlich schon nass und am Ende des Ausfluges sowieso komplett durchnässt waren.
Der Weg nach oben war tatsächlich etwas leichter.
Den Rest des Abends waren wir zu fertig, um irgendetwas anderes, zu machen, als im Pool zu entspannen und zu essen (bei den Mädels).
Abends lief tatsächlich Gefährten im Fernsehprogramm. Ich hatte kurz vorher noch mit Storm darüber gesprochen, weshalb wir es schauten.

Mittwoch, der 18.03.2020
Mit den beiden war absolut nichts anzufangen. Stöhnend liefen die beiden durch den Tag. Muskelkater. Ich hätte mich beömmeln können. Den Vormittag gingen wir dann also noch einmal shoppen. Eine kurze Hose und neue Kopfhörer für mich und ganz viel Kram (Hose, Uhr, Kopfhörer,...) für die beiden.
Dann die schlechte Nachricht: Unser Rückflug wurde gecancelt. Nach langem Hin- und Her, buchten wir einen neuen Flug. Opodo hatten wir nicht erreichen können. Wir beschlossen die letzten zwei Tage noch so gut wie möglich zu genießen.
Der Pool hatte Massagebrausen, fühlte sich super an den angespannten Waden an.
Mit den beiden war wie bereits gar nichts anzufangen, weshalb ich alleine Spazieren ging. Ich bewunderte die Kühe, frei laufende Hühner, ein Boot das zwischen den hohen Wellen am Strand an- und auch wieder ablegte, eine zerfallene Kirmis, freilaufende Kühe, einen tollen Sonnenuntergang,... Und keine Ahnung, wie die beiden es schafften, keine zehn Meter vom Hotel entfernt, lief ich in Glenn und Storm, die sich endlich aus ihren Betten bequemt hatten. Die Chance war so klein gewesen! Wie hatten sie mich abfangen können? Es war zu dem Zeitpunkt schon fast dunkel gewesen. Der einzige Grund, dass ich nicht an ihnen vorbeigelaufen war, war die Fledermaus gewesen, die ich zu dem Zeitpunkt beobachtet hatte.

Donnerstag, der 19.03.2020
Unser letzter Tag, seufz. Derselbe Taxifahrer holte uns wieder ab.
Bei der Kontrolle hatte ich Glück, trotz meiner erhöhten Temperatur (ich brütete zu dem Zeitpunkt eine Erkältung aus und die Beamten kontrollierten) hindurchgelassen zu werden. Den ganzen Tag war ich unruhig und hibbelig. Es war der letzte Tag, bevor die Grenzen Australiens geschlossen werden sollten. Am Gate trafen wir wieder auf den Australier vom Hinflug, er hatte ebenfalls umgebucht.
Ein kleiner Stein fiel mir vom Herzen, als ich endlich im Flugzeug saß, aber die Anspannung blieb. Zu guter Recht.
In Perth konnten Glenn und Storm mit ihrem neuseeländischen Pass durch die elektronische Kontrolle. Ich hingegen musste durch eine Person geprüft werden. Aufgrund meines europäischen Reisepasses wurde ich dann aber noch in eine weitere Schlange gewunken. Ich unterhielt mich mit einem italienischen Mädchen, die aus Indien kam und genauso nervös war wie ich.
Zu meinem Glück hatte ich dann auch noch einen Auszubildenden vor mir stehen. Er deutete seine Zweifel an, ob er mich denn durchlassen dürfe. Der Flughafen sollte nämlich eigentlich um neun Uhr schließen. Neun Uhr Sydney Zeit, wie ich nun erfuhr. Und wir waren um 19:30 Uhr nach Perth-Zeit gelandet. Zu spät. Trotzdem wurde ich reingelassen, nachdem ich meinen Hinflug und Hotelaufenthalt auf Bali beweisen konnte. Mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen.
Glenn fuhr uns wieder zurück nach Kalgoorlie. Auf dem Weg holten wir uns Abendessen von McDonalds und dann brach meine Erkältung auch richtig aus. Wenn ich nicht schlief, niesste ich. Früh am Morgen kamen wir Zuhause an. Zwei Wochen Quarantäne warteten auf uns.


Freitag, der 20.03.2020 bis Freitag, der 03.04.2020
Ich bin wirklich kein großer Fan von Quarantäne. Die ersten Tage hatte ich noch Glück und es war relativ kühl, sodass ich mich zumindest in den Garten setzen konnte. Das änderte sich leider aber auch schnell. Ich versuchte schon lange zu schlafen (so bis zehn), aber an manchen Tagen ließ Storm sich nicht vor 5 oder Glenn auch mal vor 6 nicht blicken.
Am Montag hatten wir Maria einkaufen geschickt und auch ein Freund von Glenn und unsere Nachbarin kauften für uns ein.
Glenn zockte den ganzen Tag nur, Storm bald auch (er hatte sich anteilig eine Playstation von mir zum Geburtstag gewünscht), weshalb ich malte, Postkarten schrieb mit Freunden und Familie telefonierte uns sogar versuchte über Face-Time Trinkspiele mit Maria, Elisa und Sarina zu spielen. Krank war ich dummerweise auch noch. Die Zeit war zäh und verging unglaublich langsam. Dafür hatten Storm viel mehr Zeit, um zu kuscheln und Netflix zu schauen. Insgesamt war es bezüglich diesem Themas doch etwas besser als sonst.
Glenn und ich hatten auch mehr Zeit zu reden. Wir spielten Kartenspiele und Wer bin ich. Bei Letzterem spielte Storm sogar mit. Gab aber auch beide Male fluchend auf. Spiele sind eindeutig nicht sein Ding.

Samstag, der 04.04.2020
Der Erste Tag nach der Quarantäne wurde in vollen Zügen genossen. Glenn und Storm fingen beide wieder an zu arbeiten, während ich den Tag damit verbrachte, durch Kalgorlie wanderte, die letzten Postkarten kaufte und Cola einkaufte.
Abends waren wir nämlich zu Sians (Nachbarin; (its sharn)) eingeladen. Es gab ein Lagerfeuer, Marshmallows und Wackelpuddingsshots. Es war super schön. Mit Storm redete ich eigentlich kaum, da er bei der großen Runde saß und seinen Kraken trank. Ich spielte mit Jordan und einem weiteren Kerl Karten. Storm ging gegen Mitternacht, Glenn ging auch, um sich mit anderen Freunden zu treffen.
Ich blieb, spielte weiter Karten, Bierpong und unterhielt mich mit zwei verschiedenen Jungs über Neuseeland. Glenn war irgendwann mit seinen Freunden dazu gekommen.
Gegen Sonnenaufgang verabschiedete ich mich und Glenn schloss sich mir an. Sian gab mir noch einen Hotdog für unterwegs mit, damit ich dich verhungerte.
Wirklich zum Schlafen kam ich aber nicht, da plötzlich Sian und Jordan lachend an unserem Fenster vorbeiliefen. Ich konnte Storm gar nicht so schnell wecken, wie plötzlich das Wasser angedreht wurde und durch unser Fliegennetz ins Zimmer drang. Da ich selbst unbekleidet war, musste ich zusehen, wie Storm plötzlich hellwach aufsprang und das Fenster schloss. Schreiend stand Sian vor dem Fenster und verlangte nach dem Pool. Storms einzige Antwort “Ask Glenn.”
Wir hatten es uns gerade erst wieder bequem gemacht, als plötzlich die Zimmertüre aufgerissen wurden und die beiden mich hochrotem Gesicht, prustend im Zimmer standen. “Glenn” “Hmmmpfffh” und “Ass” hörte man nur aus dem Lachen heraus. Anscheinend hatten sie Glenns Zimmertüre von außen aufgeschlossen und er hätte mit nackten, ausgestreckten Hintern im Bett gelegen. Auf die Frage, wo sein Pool war, hätte er nur “Hmmmpfffh” von sich gegeben.
Glenn hatte die Haupttüre neben seiner Zimmertüre nicht abgeschlossen gehabt und die Zimmerschlösser waren mit einem normalen Küchenmesser leicht zu entriegeln.
Storm schmiss die beiden fluchend aus dem Haus, prüfte alle Fenster und Türschlösser und verriegelte auch das Gartentor Mithilfe meines Fahrradschlosses. Der Pool befand sich immer noch brav im freien Zimmer neben unseren.
Schlafen konnte ich jetzt aber nicht mehr.

Sonntag, der 05.04.2020
Sonntag hatten die beiden auch schon wieder frei. Storm und ich verließen nur zum Einkaufen und Autowaschen das Haus.

Montag, der 06.04.2020 bis zum 20.04.2020
Ab Montag fingen die beiden wieder an zu arbeiten. Jetzt aber Nachtschicht (von 14Uhr bis 23/24/01Uhr), während andere Frühschicht arbeiten.
Ich schlief immer bis 12/13 Uhr, stand mit Storm auf, frühstückte mit ihm (Hashbrowns und Eggs) und machte mich dann meistens auf zur Stadt. Die ersten beiden Tage, bemühte ich mich noch uM Arbeit, dann wies mich Papi darauf hin, dass es vielleicht doch Zeit war, einen Flug zu buchen. Die Nachricht bekam ich, als ich gerade beim Autogeschäft war. Der Verkäufer dachte hoffentlich, dass ich wegen meines kaputten Autos heulte.
Mehrere Tage sträubte ich mich davor, den Flug zu buchen und schob es auf, soweit ich konnte. Als die Flüge dann mit jedem Tag teurer wurden, musste ich es endlich hinter mich bringen. Die letzten Tagen waren mit vielen Tränen verbunden. Besonders beim Fernsehschauen, wenn Storm mich von hinten umarmten und meine Gedanken anfingen zu schweifen. Aber trotzdem versuchte ich die Zeit so gut wie möglich zu genießen.
Ich verbrachte Stunden im Park, suchte nach Souvenirs (so gut, wie das bei geschlossenen Geschäften möglich ist), schickte die Postkarten ab, fing einige Pokemons (habe mir die App dann doch einmal runter geladen), machte Besorgungen für Storm, kochte Essen für die beiden, usw.
Mir wurde bewusst, egal wie ich die Macken dieses Ortes gehasst hatte, ich würde ihn vermissen. Natürlich konnte ich auf Fliegen, Mücken, 45 Grad und trockene Wüste verzichten. Die Leute, den Sonnenschein, meine Arbeit und den australischen Lifestyle würde ich aber unglaublich vermissen.

Freitag, der 17.02.2020
Ganz spontan wurde der Abend zu einem der besten, den ich in Kalgoorlie hatte. Sian und Hin (die beiden Nachbarinnen) luden mich ein. Jordan und eine andere Freundin mit Neffen kamen ebenfalls herüber. Wir redeten, strippten, spielten Karten, aßen Chips, machten Fotos, verteilten “Küsse”... Es war super lustig.
Im Endeffekt lag ich kurz nach Mitternacht bereits im Bett und begrüßte Storm (der erwartet hatte, mich noch bei den Nachbarn vorzufinden) mit Geschwafel über die Gemütlichkeit dieses Bettes (ich versuchte ihn zu überzeugen, auch so eines zu kaufen) und die Unterschiede zwischen Würstchen. Er war definitiv angenervt””.

Samstag, der 18.02.2020
Auch am Samstag war Storm arbeiten. Sobald er das Haus verlassen hatte, machte ich mich wieder zu den Nachbarn auf. Hin und ich gingen Farbe kaufen und der Nachmittag endete in einer chaotischen Haarfärbe-Aktion. Sian bekam es unglaublich gut hin.
Ich durfte sogar zum Grillen bleiben, das Abends geplant war. Wirklich helfen, durfte ich wiederum nicht. Ich kochte die Eier und beschäftigte Sians fast vierjährige Tochter.
Jordan grillte, ich hielt ihm die Taschenlampe, Hin und Sian hantierten in der Küche und Sians Bruder und dessen Freundin übernahmen die Kinderbeschäftigung.
Das Fleisch lagerten wir (warum auch immer) erst einmal im Backofen, während wir noch ein wenig Karten spielten.
Ich war fast am Verhungern, als wir endlich anfingen zu essen. Es hätte für 15 Leute gereicht. So viel unterschiedliches Fleisch, zwei Kartoffelsalate, Nudelsalat, normaler Salat... Meine Eier waren übrigens perfekt, auch wenn ich nicht mehr weiß, wie lange ich sie gekocht habe.
Die anderen gingen irgendwann, aber Glenn stieß wieder dazu und freute sich auch über das Essen. Wir unterhielten uns noch etwas, aber sowohl Hin und Sian als auch ich warten von unser Partynacht am Abend zuvor viel zu müde.
Gleichzeitig mit Storm, kamen Glenn und ich zurück. Storm freute sich sehr über die Dose Gegrilltes, die ich ihm mitgebracht hatte und wir schauten noch etwas Netflix. Meine roten Haare fand er schrecklich.

Sonntag, der 19.02.20
Storms letzter freier Tag. Zum Sonnenuntergang fuhren wir noch einmal zum Mount Charlotte Lookout. Die Sonne war diesmal nicht so schön rot, aber ich freute mich trotzdem sehr, dass er für mich hierhin gefahren war. Und sich sogar daran erinnert hatte, obwohl es ein paar Tage her gewesen war, dass ich die Idee vorgeschlagen hatte. Es war kalt und er bot mir sogar seinen Pulli an. Vorher hatte er mir vorgeschlagen gehabt, einen mitzunehmen. Ich hatte es nicht getan, also nahm ich seinen natürlich auch nicht an. Wieder wurde mir bewusst, wie sehr ich ihn vermissen würde. Wer würde mich denn nun vor meinem eigenen Chaos bewahren?

Montag, der 20.02.2020
Während des Tages war ich jede Sekunde beschäftigt. Ich packte meinen Rucksack, versuchte meine Steuern und Bankkonto zu organisieren, kochte 12 Mahlzeiten für die Jungs und traf mich noch ein letztes Mal mit den Nachbarn (sie gaben mir das ausgedruckte Bild von unserer Partynacht mit). Die Verabschiedung von Glenn viel mehr sehr schwer und ich verließ das Zimmer nach der Umarmung schnell, damit er keine Chance hatte, einen Blick auf mein Gesicht zu erhaschen.
Storm und ich machten erst gegen halb drei Schlafen. Aber in den 3,5 Stunden Schlaf, die wir hatten, ließ ich ihn kein einziges Mal los.

Dienstag, der 21.02.2020
Klingt vielleicht übertrieben, aber ich glaube, es war der schlimmste Morgen meines Lebens. Am liebsten hätte ich das Bett gar nicht erst verlassen.
Storm musste mich förmlich zum Bahnhof ziehen.
Schon als ich am Bahnsteig auf einem Zettel den Zielortes meines Gepäcks niederschreiben musste, verlor ich die Fassung. Zu unterschreiben, dass es sich um eine Rückkehr nach Hause handelte, machte es nicht einfacher. “Give me a kiss” und “It won't be forever”, waren seine letzten Worten.
Im Nachhinein ist alles recht verschwommen, aber ich erinnere mich an die schreckliche Zugfahrt. Mir war übel, ich war müde, konnte aber nicht schlafen und es war kalt.
In Perth angekommen, machte ich mich wieder auf Wanderschaft. Das war gut, denn es lenkte ab. Mit den 15,5 kg hinten und vermutlich um die 6kg vorne lief ich los Richtung Hotel. Ich telefonierte kurz mit Simone und Sarina und dann bestimmt 2 mit Mimi. Ich belegte mir in einem kleinen Park mit Denkmal meine Wraps und zog mir meinen hochgekrempelten Pullover aus. Nachdem ich den Highway hinter mir gelassen hatte, wurde der Weg auch echt schön. Ich machte eine Pause in einem kleinen Waldstückchen neben dem Fluss, es ging weiter über eine Brücke, dann auf der anderen Flussseite am Ufer entlang. Mimi gab mir die Idee, auch hier eine Pause zu machen und ein wenig die Nachmittagssonne zu genießen. Das war eine super Idee.
Ein netter Fischer kam irgendwann zu mir, und fragte mich, ob alles in Ordnung sein. Vermutlich zeugte mein Gesicht noch von meiner Heulatacke am frühen Morgen und ich saß schon fast eine dreiviertel Stunde hier herum und telefonierte.
Die letzten Meter waren eine Qual und als ich am Hotel ankam hätte ich den Rucksack am liebsten nicht mehr aufgesetzt. Meine Schultern brannten.
Ich telefonierte noch etwas mit Oma und Opa und noch einmal ganz kurz mit Mimi, dann ging ich ganz früh Schlafen.

Mittwoch, der 22.04.2020
Viel zu früh hatte ich mir den Wecker gestellt. Ich duschte (ließ meine Haare aber lufttrocknen, da ich das weiße Handtuch nicht rot verfärben wollte), und ließ mir etwas Bargeld bei der Tankstelle auszahlen.
Wie eigentlich jedes Mal, stand ich zunächst an der falschen Straßenseite, was ich erst bemerkte, als der Bus an mir vorbeifuhr. War aber auch nicht weiter schlimm, da ich alle Zeit der Welt hatte.
Wegen des Corona-Virus fuhr der Bus nur nach Sonntagsfahrplan. Ich stellte meine Rucksäcke ab und lief auf und ab, während ich ein paar Mandarinen verputzte.
Der Busfahrer lehnte aus Mangel an Wechselgeld mein Geld ab. Ich checkte ein (musste aber eine Stunde darauf warten), dann lief ich ein wenig durch die Gegend und fand ein paar Pokemon-Stops (Grafittiwände und Statuen,...). Das war auch gut gewesen, denn nach der Kontrolle gab es nichts. Rein gar nichts! Keine Geschäfte, keine Restaurants, keine Leute. Ich telefonierte wieder mit Mimi und wartete auf meinen Flug. Es war dasselbe Gate, von dem wir auch nach Bali geflogen waren.
In allen drei Flugzeugen hatte ich eine ganze Reihe für mich!
Auf dem ersten Flug schaute ich ein paar Filme, da das mit dem Schlafen nicht so wirklich funktionieren wollte.
In Doha lief ich ein paar das unendlich lange Flugzeuggebäude auf und ab. Auch hier hatte bis auf ein paar Essensgeschäfte alles geschlossen. Gelangweilt verputzte ich meine letzten Ritzkekse.
Als das Gate geöffnet wurde, bewegte sich keiner. Ich war schon längst durch, als sich irgendwann die anderen bequemten. Wir waren insgesamt neun Leute! Mit drei zwei der neun Leute kam ich noch vor dem Boarding ins Gespräch, mit Jakob erst später.
In München angekommen, verzweifelte ich fast. Überall hörte ich nur noch Dialekt. Und jeder duzte mich. Es war schwer jemanden ernst zu nehmen. Erst recht, als ich nach Hilfe fragte. Jeder bog links ab, Richtung Ausgang. Aber die Verbindungsflüge waren nach rechts ausgeschildert. Sie schickten mich auch in diese Richtung, bis dann plötzlich alle drei hinter mir herkamen. Einer rennend, einer auf einem komischen dreirädigen Ding stehend und einer humpelnd. Ich musste also doch in die andere Richtung. Die drei begleiteten mich bis zur Passkontrolle, während wir uns nett unterhielten. Die drei lustigen Leutchen mit ihrem Dialekt und ich.
Und nachdem ich ein paar Mal mehr abgebogen war, stand ich plötzlich draußen. Draußen! Und die Sonne schien. Ich konnte es nicht fassen. Ich holte mir eine Brezel mit Frischkäse und Schnittlauch bei der Edeka Bäckerei und setzte mich mit meinem Block in die Sonne, um ein wenig zu malen. Und dann passierte etwas, womit ich überhaupt gar nicht gerechnet hatte.
Ein Junge kam angelaufen, winkte mir zu und machte es sich vielleicht hundert Meter von mir entfernt gemütlich. Ganz offensichtlich hatte er zwei Decken und ein Kissen aus dem Flugzeug mitgehen lassen. Ich beobachtete ihn irritiert. Wieso hatte er mir den zugewunken?
Ich packte meine Sachen zusammen und ging langsam auf ihn zu.
Wie lange musst du hier warten?“, fing ich ganz ungelenk das Gespräch an, aber es funktionierte. Er hieß Jakob, kam aus Südtirol, hatte sein letztes Jahr in Australien verbracht und musste bis 18. Uhr warten.
Ich durfte mich zu ihm auf die Decke setzten und wir unterhielten uns die nächsten sechs Stunden. Ich brachte ihm Irish Poker bei und wir tauschten Geschichten aus. Es war super schön, erst recht, weil es unerwartet kam.
Als ich aufstand, um mich Richtung Flughafengebäude zu machen, erhob er sich ebenfalls. Dann schaute er mich peinlich berührt an. „Sollen wir uns umarmen? Wegen Corona und so?“ Ich musste lachen und umarmte ihn. Schließlich hatten er sich bereits extra erhoben und wir hatten die letzten sechs Stunden direkt nebeneinander gesessen. Hatte es einer von uns, hätten wir uns sowieso schon angesteckt.
Während ich am Gate wartete und auch als ich Flugzeug saß, schrieb Jakob noch etwas mit mir. Wir waren nun mal beide gelangweilt.
Bei dem Gepäckband spielte eine ältere Lady, die einer Gruppe angehörte, die von einer Weltreise wiederkamen, das Endlied von Titanik. Schon vorher hatte ich mich mit einigen der Gruppe unterhalten.
Mit Rucksäcken vorne und hinten bepackt, lief ich Richtung Ausgang. Als sich der Weg vor mir teilte, blickte ich verwirrt um mich und entdeckte Papi und Tomke, die genauso verwirrt zurück starrten. Ich hatte wohl wie ein komischer, roter, vollgepackter Haufen gewirkt. Rote Haare, verbranntes Gesicht (zu meiner Verteidigung, Jakob hatte sich sogar die Beine verbracht, obwohl er auch gerade aus Sidney zurückgekommen war) und zwei pralle Rucksäcke.
Wir umarmten uns, Papi bekam meinen Blümchenrucksack und dann ging es auf zum Auto.
Mich wieder auf der rechten Seite des Straßenverkehres fahren zu lassen, fühlte sich gruselig an.
Bei Simone packten wir all mein Zeug aus, das Papi gefunden hatte, aßen Hefezopf mit Mimis Marmelade und unterhielten uns.
Nach einer dringend notwendigen Dusche fiel ich dann schon gegen neun einfach fix und fertig im Bett.

My week with El, Patrick and James


Mittwoch, der 26.02.2020
Um sieben Uhr traf ich mich mit El (Liz) vor ihrem Hostel. Wir frühstückten zusammen Pfannkuchen mit Nutella, Banane und Apfel.
Dann fuhren wir zusammen nach Karratha. Wir redeten soviel, dass die sechs Stunden im Fluge vergingen. Sie war die perfekte Beifahrerin. Sorgte für Musik, fütterte mich mit Crackern und Banane und hatte viele interessante Geschichten zu erzählen.
Nachdem wir erst an der richtigen Strasse vorbeiführen, standen wir schlussendlich vor James Haus. Wir waren unsicher, ob wir richtig waren, bis plötzlich die Türe aufging und Patrick vor uns stand.
Sobald wir in das kühle Wohnzimmer getreten waren, war es sofort wieder wie zuvor in Coral Bay. Wir erzählten uns von der letzten Wochen, lachten und scherzten. Patrick und ich hörten uns James kurzen Vortrag über tschechische Schnitzel and und machten uns dann zusammen an die Vorbereitung der Händchenschnitzel.
Als es kühler wurde, machten wir uns auf zum Fluss, auf welchen wir Kajak fahren wollten.
Und dann begann das ganze Chaos!
Sobald James vom Highway abbog, ahnte ich schon Böses. Bereits nach 100 Meter auf dem holprigen Weg aus Erde, tauchte eine riesige Pfütze vor uns auf. „That's a bad idea..“, fing ich an, während James etwas rückwärts fuhr, um Anlauf zu nehmen.
In der Pfütze machte es Rumps und wir steckten fest. „I told you!“ Grummelte ich, im selben Moment ruckelte es ein wenig und wir hüpften nach vorne. „We did it!“, entgegnete James mit einem Grinsen. Dann steckten wir fest und die Reifen drehten durch.
Und zwar vollkommen fest. Der Schlamm berührte den Autoboden.
James und Patrick sprangen erst einmal ins Wasser, um schwimmen zu gehen. Genervt zerrte ich die beiden zurück zum Auto und fragte nach dem Plan. „I love Germans! So organized and honest“, kam es nur schelmisch von James, riss sich dann aber zusammen.
El und ich liefen am Flussufer entlang, um nach anderen Leuten zu suchen, die Jungs versuchten weiter das Auto aus dem Matsch zu befreien. Es hätte ein netter Spaziergang sein können, wäre es nicht so unglaublich heiß und voller Fliegen gewesen.
Wir liefen in zwei Franzosen, die eigentlich hatten Schwimmen gehen wollen. Sie waren hatten ebenfalls einen Vierradantrieb und waren bereit uns zu helfen. Sie hatten kein Seil, aber zwei Schaufeln. Patrick und der Flow schaufelten, die Französin schaute zu und James, El und ich liefen eine Schotterstraße entlang, die zum Highway führte, um Autos anzuhalten. Aus der Fernse sahen wir ein weißes Auto, dass auf das Loch zu fuhr, in dem wir feststeckten. Patrick, Flow und die Französin winkten schon, waren aber hinter einer Kurve und im letzten Moment fuhr der Wagen wieder zurück. Der Fahrer war schlauer als James.
Derselbe Wagen kam es eine Minute später auf der Schotterstraße entgegen. Definitiv scchlauer! Wir wanken und riefen, plötzlich hielt der Wagen gut dreihundert Meter entfernt an, jemand sprang aus dem Wagen und kletterte auf einen großen Steinbrocken herum. Unser Winken wurde absolut ignoriert. Doch nicht schlauer als James! Die Person stieg wieder ein, der Wagen kam auf uns zu, drehte ein Fenster runter und der Beifahrer starrte uns an. Helfen konnten oder wollten sie uns nicht.
Bei dem nächsten Wagen handelte es sich um einen Vater mit drei kleinen Mädchen. Dieser war super nett und gab uns ein Abschleppseil. Er gab mir sogar einen Lift zurück zu unserem Wagen.
Leider war das Seil zu kurz, aber da ich schon einmal unten war, nahm ich Pat die Schaufel ab. Die ganze Situation sah schon viel besser aus.
Zehn Minuten später kam ein Auto angefahren, ein Aboriginal, El und James stiegen aus. Er hatte das perfekte Abschleppseil, welches wir (ein Risiko in Kauf nehmend) and der Stoßstange befestigten. Das Auto der Franzosen zog und James gab Gas. Ich hatte echt Angst, dass sie Stange abriss und in das Auto der Franzosen schmetterte. Doch alles ging gut. Plötzlich wwar das Auto frei!
Der Aboriginal verschwand so schnell wie er gekommen war, aber wir anderen machten noch ein siegreiches Foto. Wir hatten es geschafft!
James war super lieb, und lud die beiden Backpacker ein, seine Dusche zu benutzen (wir waren alle mit Matsch bedeckt) und bei ihm zu übernachten.
El und ich hatten die beiden schon im Haus herumgezeigt, als die Australier mit Tüten voller Pizza Zutaten und Spirits in der Tür standen.
Es war ein lebhafter Abend, das Essen war super lecker, wir spielten Kartenspiele, Jenga und Twister, Patrick und James gaben El und mir Massagen (sogar mit Ölen!), wir sangen lautstark Lieder, hüpften herum... Es war genial.

Donnerstag, der 27.02.2020
Die Franzosen brachen früh auf, und wir anderen stopften uns mit Melone voll. Laut James das beste Katerfutter.
James wusch mit einem Wasserschlauch den getrockneten Schlamm vom Auto, dann fuhren wir alle zusammen zum Strand. Es war ein Kieselstrand und es war das trübste Wasser, dass ich in ganz Australien gesehen hatte. Dafür war es nach einigen Metern schon so tief, dass ich nicht mehr stehen konnte.
El fand das Wasser ganz doof, sie kam nur für fünf Minuten rein und flüchtete mit der Ausrede, sie würde keine Gewässer mögen, in denen sie nicht den Boden sehen konnte.
Patrick leistete ihr natürlich bald Gesellschaft (die Turteltäubchen), aber James und ich genossen das warme Badewannenwasser in vollen Zügen. Später gingen James und ich noch einmal bei einer klareren, aber auch flacheren, mit Felsen eingerahmten Stelle schwimmen. Es endete in einer Seealgenschlacht.
Auf dem Rückweg hielten wir noch bei einer Statue des berühmten Red Dogs und an einem Country Pub. Eigentlich hatten wir etwas zu Mittag essen wollen, aber die Küche war noch geschlossen. Wir tranken jeder ein Bier (El war immer noch verkatert und starrte es eigentlich nur unglücklich an) und James drückte uns beiden je einen zehn Dollar Schein in die Hand. Wir sollten wetten.
In einer Ecke des Pubs standen zwei Automaten, umrandet von Bildschirmen, auf den verschiedene Pferderennen liefen. Ich diskutierte eine Weile, ließ mich dann aber überzeugen. Ich setzte auf ein Pferd, wir feuerten es über den Bildschirm an und-
Verlor natürlich meinen Einsatz. El gewann die Wette und bekam Spaß an der ganzen Sache. Sie holte ihren Gewinn ab und nutze ihn direkt als neuen Einsatz. Die zweite Runde verlor sie dann aber doch.
Nachmittags machte ich dann Nudelauflauf, weil wir alle am Verhungern waren. Storm war ziemlich eifersüchtig auf die drei und war bei dem Telefonat ein wenig pissig, entschuldigte sich aber später.
Abends spielten wir Never Have I ever, Jenga und Karten, tranken den restlichen Alkohol vom Tag zuvor, blieben aber nicht ganz so lange wach.

Freitag, der 28.02.2020
Morgens schauten wir auf meinen Vorschlag hin die Kinderserie Spirit. Am Anfang wurde ich ausgelacht, aber schnell konnten sie sich auch dafür begeistern.
El, Pat und ich gingen dann auf eine kleine Wanderung.
Mit ganz viel Wasser vollgepackt liefen, fuhren wir zum Startpunkt. Den eigentlichen Lookout fanden wir nicht, aber wir liefen über drei Stunden durch die pralle Hitze. Wir dachten einen Rundweg entdeckt zu haben, kämpften uns den steilen Weg hinauf, endeten aber stattdessen auf einem Hügel in einem Steinkreis mit seltsamen Stahlfiguren. Vermutlich ein Denkmal.
Das einzige Problem: Der Weg endete hier. Es handelte sich um eine Sackgasse.
Keiner von uns dreien verspürte die geringste Lust, den zweistündigen Weg wieder zurückzulaufen. Es war heiß, wir waren müde und das Wasser ging uns auch langsam aus.
Eine Weile setzten die beiden sich auf die großen Steine, ich verbrannte mir fast den Hintern, weshalb ich lieber stand. Auf dem Weg nach oben hatten wir uns über die erfrischensten Getränke unterhalten und träumten nun davon.
Im Endeffekt stand es zwei gegen eins. Patrick und ich wollten die andere Seite des Hügels hinunterklettern, El wollte umkehren.
Patrick nahm El kurzerhand Huckepack und wir stapften los. Ganz langsam und schlangenlinienförmig bahnten wir uns den Weg durch das Gestrüpp. Ich lief vor und suchte uns den einfachsten Weg. Wir machten dabei so einen Lärm, dass uns wir gar nicht weiter vor Schlangen fürchten mussten.
Auf der rechten Seite befand sich ein steiler Abgrund, von dem wir uns fernzuhalten versuchten. Unglücklicherweise machte er sich irgendwann auf allen drei Seiten vor. El musste kurz absteigen, denn auf der linken Seite konnte man den Riss perfekt Mithilfe eines dicken Busches überqueren. Einer nach dem anderen kletterten wir hinüber, dann nahm Pat unsere Freundin wieder auf den Rücken. Das Schlimmste war geschafft.
Auf den letzten Metern rutschte Patrick dann aus, die beiden landeten auf ihren Hintern und rissen mich auch noch fast um. Es war aber nichts weiter passiert und wir konnten alle drüber lachen.
Nun war es aber eigentlich fast flach und er trug El noch die paar Meter bis zur Straße. Einen Moment verschnauften wir im Schatten und tranken unser Wasser aus. Er ließ und im etwas kühleren Schatten warten und holte das Auto.
Auf dem Weg zurück, kamen wieder die Getränke zum Gespräch und wir einigten uns auf Eiswasser. Hochrot, verschwitzt und dreckig kamen wir ins Wohnzimmer. James grinste nur verdächtig, er hatte uns gewarnt, das der Spaziergang eine schlechte Idee wäre. Ich ließ mich mit dem Wasserschlauch abspritzen.
Nachmittags (nach ein paar Episoden Spirit) schnürten wir dann noch einmal das Kajak auf das Autodach. Diesmal fuhren wir aber zum Meer. Wieder durchs Gebüsch, weshalb El und ich skeptisch aus dem schaukelnden Auto schauten und bei jedem Stein eine böse Überraschung erwarteten.
Wir kamen aber tatsächlich heile an. James und ich fingen an, paddelten hinaus, einmal um ein weit entferntes Schiff herum und wieder zurück. Pat und El folgten direkt darauf. James und ich fuhren noch einmal hinaus, und ließen unsere Turteltäubchen in Ruhe den Sonnenuntergang genießen.
Vom Wasser aus war er auch wunderschön.
Alle zusammen setzten wir uns dann ins Wasser, tranken Bier und redeten, bis es stockdunkel war.
Zu Abend aßen wir Hallouimi Cheese und Maroccan Chicken.
Wir tranken etwas vor und sangen Karaoke. Die beiden spielten uns einige interessante Lieder vor, die ich auch direkt in meine Playlist einfügte. Den Piano Man sangen wir auf dem Weg zu den Pubs wieder und wieder. Die Leute starrten uns schon ziemlich schräg an.
In der ersten Bar traf James auf irgendein Mädchen, mit dem er mal über Tinder geschrieben hatte und die ihn anmachte. Das war für ihn ziemlich unangenehm, schließlich war er mittlerweile verlobt. James und ich tanzten ein bisschen Diskofox, flüchteten dann aber auch bald, da das Mädchen jedes Mal wieder ankam, wenn ich mir nur zwei Meter von ihm entfernte.
Den Rest der Nacht verbrachten wir in einer Bar mit einer Art Biergarten.
Eine Lifeband spielte und nun tauten auch Patrick und El auf. Wobei die beiden auch schon unglaublich betrunken waren. Es gab sogar 43er Shots!
Mit James zu tanzen machte echt Spaß, da er die Schrittes super drauf hatte. Zwischendurch tanzte ich auch einmal mit Pat, das war unglaublich schrecklich. Vermutlich ist er nüchtern ein wenig besser, aber er zog und drückte mich einfach überall hin. Er hatte eindeutig zu viel Energie.
El schien das aber nicht weiter zu stören, weshalb ich ihr schnell ihren Tanzpartner zurückgab.
Wir blieben, bis wir rausgeschmissen wurden.
Auf dem Rückweg taumelten unsere Täubchen hinter uns her. Händchenhaltend natürlich.
Wir rannten durch Wassersprenger und stimmten wieder den Piano Man.
Zurück im Haus hörten wir nicht auf, zu tanzen. Ein riesiger Mexikanerhut wurde herumgereicht und James drückte uns allen ein Bier nach dem anderen in die Hand. Es wurde aber spät, weshalb wir das Bier immer nur zur Seite stellten. Und plötzlich hatten wir ein neues in der Hand.
Als El und ich uns irgendwann totmüde in unser Zimmer verabschiedeten, blieben die Jungs mit einem Dutzend offener Bierflaschen zurück.
Patrick hatte sich anscheinend erhofft, die Nacht mit seinem Mädchen zu verbringen und James entschied, das Schicksal der beiden in die Hand zu nehmen. Mit Mexikanerhut und einer Decke als Umhangs klopfte er, öffnete die Türe und quasselte irgendwas auf Spanisch. Damit hatte er mich aus meinen wohlverdienten Schlaf gerissen. Sauer zickte ich ihn an und er drehte sich bedröppelt um. Auf meinen Befehl, schloss er die Türe hinter sich.
Ich war fast wieder eingeschlafen, als es wieder klopfte und er den gleichen Satz wiederholte. Auf Englisch schob er ein „I can't sleep“ hinterher. Und plötzlich lag er zwischen uns im Bett und umarmte uns beide. Vielleicht drei Minuten ließ ich ihn machen, dann drückte ich seinen Arm genervt zur Seite, schnappte mir mein Kissen und meinen Schlafsack und legte mich auf die Couch. Im Halbschlaf sah ich El durch den Gang schleich, vermutlich auf den Weg zu Pats Zimmer. James Plan war also aufgegangen. Es war schon etwas hell, als ich wieder wach wurde und ich sah James an mir vorbeischlürfen. Sobald er die Zimmertüre hinter sich geschlossen hatte, huschte ich wieder ins Bett. Das ganze Doppelbett für mich allein. Was für ein Luxus!

Samstag, der 29.02.2020
Morgens fuhren wir alle vier nach Millstream zum Python Pool. Der Weg war ziemlich weit, teilweise auch Schotterstraße, aber wir hörten lautstark Musik und redeten viel.
Der See war wunderschön. Er wurde von Felswänden eingerahmt, die sich im Wasser spiegelten und es war warm und kühl zugleich. Bestimmt zwei Stunden plantschten wir in dem Wasser, saßen auf den Fesenvorsprüngen im Schatten, versuchten die kleinen Fischchen zu fangen, die uns anknabberten und erschreckten uns Gegenseitig. Eine andere Gruppe junger Leute konnte sich vor Lachen kaum halten, als ich mich leise James annäherte, der auf seinen Rücken trieb, und ihm zwei handvoll Wasser ins Gesicht spritzte.
Auf dem Weg zum Auto riss James uns je einen Zweig ab, in der Nacht zuvor hatte er schon davon geredet. Angeblich wedelte man damit vor seinem Kopf hin und her und der Geruch würde die Fliegen vertreiben. Weniger Fliegen setzten sich auf mein Gesicht, aber das passierte schließlich auch, wenn ich mit einem Buch wedelte. Im Endeffekt teilten wir dann das Auto mit vier großen Ästen und alle roch danach.
An diesem Abend tranken wir tatsächlich zum ersten Mal nicht. Wir waren alle totmüde von den letzten Tagen. Wir schauten noch etwas Spirit, redeten etwas, gingen aber sehr früh schlafen. Wieder hatte ich das Bett für mich!

Sonntag, der 01.03.2020
Frühmorgens machten El und ich aus auf dem Weg zum Karijini. Der Abschied von James war schwer gewesen und es waren auch ein paar Tränchen in meinen Augen aufgestiegen. James versprach mir, Spirit zu Ende zu schauen. Pat wollte noch einkaufen gehen und dann nachkommen.
Natütlich unterhielten wir uns die ganze Fahrt über Jungs. Besonders über Patrick und Storm. Die sechs Stunden vergingen wie im Flug. Die hügelige, grüne Landschaft wr wunderschön und wir gerieten in einen richtig starken Regensturm mit vereinzelten Blitzen und wurden mit vielen Regenbögen belohnt.
Als wir endlich am Dales Camground ankamen, wurden wir von den wunderschönsten Regenbogen begrüßt. Er spann sich über den gesamten Horizont.
Patrick kam über eine Stunde später und da wir kein Netz hatten, machten wir uns echt Sorgen. Er hatte sich verfahren, stellte sich heraus.
Kaum hatten wir das Zelt der beiden aufgestellt, fing es an zu regnen. Wir stopften meinen Koffer hinein, um es am wegfliegen zu hindern und setzten uns alle in den großen Kofferraum von Pats Auto. Zunächst saßen wir nur dort, hörten laute Musik und aßen eine Orange nach der anderen, dann entschieden wir uns dafür, im Regen zu tanzen. Wir drehten die Musik auf und hüpften im Regen herum.Es dauerte nicht lange, dann reichten wir „russige Pfirsiche“ weiter, versuchten uns in Regentänzen und entledigten uns unseren durchnässten Tshirts. Unsere armen Nachbarn,
Der Regen kam, so schnell er gekommen war und plötzlich war der Himmel sternenklar.
Wir kletterten auf das Dach von Patricks Auto und legten uns auf den Rücken. Entfernte Blitze konnte man sehen und auch so viele Sternschnuppen hatte ich noch nie an einem Abend gesehen.
Anscheinend war ich irgendwann eingeschlafen, denn das laute, gehetzte Gerede über Regen weckte mich auf. Die beiden sprangen bereits vom Dach und ich folgte ihnen im Halbschlaf. Ich hatte gerade meinen Koffer aus dem Zelt in den Kofferraum verfrachtet, als es anfing zu schütten.
Ich schlüpfte ins Auto, schloss mein Fenster, das ich normalerweise offen stehen ließ und schlief zum Trommeln des Regens ein.
Mitten in der Nacht wachte ich auf und lief zur Toilette. Der Sternenhimmel war wieder zu sehen und der Regen hätte auch ein Traum sein können. Schnarchen kam aus dem Zelt der beiden.
Ich öffnete mein Fenster und schlief bis zum Sonnenaufgang.

Montag, der 02.03.2020
Meine Mitreisenden hatten hingegen eine sehr unruhige Nacht gehabt. Das Zelt war undicht gewesen, weshalb El auf dem Vordersitz und Pat im Zelt in einer riesigen Pfütze geschlafen hatte.
Wir hingen die Sachen zum trocknen an meinem Auto und dem Zelt auf und machten uns dann mit dem Auto auf zum Fern Pool. Das Wasser stand in organgen Pfützen auf den Erdwegen.
Zunächst musste man eine sehr lange Treppe hinuntergehen. Ein versteckter Fußweg führte zu dem kleinen See. Ein Wasserfall, unter den man sich setzen konnte, befand sich am hinteren Ende. Pat und ich leißen uns in das kühle Wasser gleiten, El wqar natürlich wieder nicht wirklich glücklich. Das Wasser war uns als vollkommen klar versprochen worden, aber Aufgrund des vielen Regens in den letzten Tagen, hatte es eine bräunliche Farbe angenommen. Die Bäume spiegelten sich aber immer noch wunderschön. Ich hätte Stunden hier verbringen können. Den Wasserfall konnte man sogar als natürliche Wasserbrause nutzen.
Auf dem Rückweg hielten wir noch einmal bei den Fortescue Falls. Hier machten wir aber nur Fotos.
Dann schauten wir uns das Touristenzentrum an, wo wir uns Eis und Souvenirs kauften und das Museum anschauten.
Wir aßen noch zusammen zu Mittag, bevor wir zum Campingplatz zurückkehrten, damit die beiden ihre Sachen packen konnten. Jemand war so nett gewesen und hatte einen dicken Stein auf das Zelt gelegt, da es wohl gedroht hatte, wegzuwehen.
Der Abschied von den beiden war nicht einfach. Wir hatten in den letzten Tagen unglaublich viel erlebt und ich würde mich immer gerne an diese Zeit erinnern.
Wir wanken und dann verschwanden die beiden hinter der Kurve.
Ich entschied mich für eine Wanderung. Am Horizont hatten sich schon wieder dunkle Wolken gebildet, aber ich hatte wirklich keine Lust, den ganzen Tag am Auto zu verbringen.
Der Campingplatz war perfekt gelegen, sodass ich einen Fußweg durch das Gebüsch folgen konnte und bei einem Schild endete, dass mir den Weg zum Circular Pool anzeigte. Zwei Mädchen kamen mir mit hochrotem Gesicht entgegen. Sie kamen wohl vom Circular Pool.
Ich lief stattdessen den schönen flachen Weg am Canyon entlang und genoss die Aussicht auf den Fluss und die grünen Bäume unten und das rote Bushland zu meiner rechten. Ich kam bei dem Schild zu dem Fernpool aus (also am oberen Ende der Treppe), von wo aus ich zurück zum Campingplatz lief.
Ich setzte mich vor mein Auto und kochte, als plötzlich ein Pärchen lächelnd auf mich zu kam.
Es stellte sich heraus, dass es sich bei den beiden um die Retter unseres Zeltes handelte. Sie kamen aus dem französischen Teil Belgiens und ihr Auto stand auf dem Platz unsere gestrigen Nachbarn.
Ich ging mit den beiden zu ihrem Campinglatzabschnitt und wir redeten den ganzen Abend. Irgendwann fing es in der Ferne an zu blitzen.
Der überraschende Platzregen ließ uns aufbrechen. Die beiden ließen alles stehen und liegen und auch ich rannte so schnell es ging zu meinem weit entfernten Auto. Dort musste ich mich dann ersteinmal aus meinen nassen Sachen schälen. Dafür durfte ich wieder mit dem Regentrommeln einschlafen.

Dienstag, der 03.03.2020
Zum Sonnenaufgang ging ich wieder wandern. Diesmal aber den Weg, der hinunter in den Schlucht führte.
Die Treppe, die hinunterführte war aus natürlichen Felsbrocken gebaut. Manchmal breit, manchmal schmal, manchmal klein, manchmal groß. Gut, dass ich mich entschieden hatte, den Rundweg in diese Richtung zu wandern. Es war schon schwierig, beim Hinunterlaufen nicht wegzurutschen.
Unten angekommen war die Abzweigung zum Circular Pool wegen Überschwemmungen gesperrt, der Weg zum Fernpool war aber offen. Ich brauchte vielleicht 45 Minuten und ich kam mir vor wie einer Abenteuershow.
Ich nahm mir vor, keine nassen Schuhe oder Socken zu bekommen, weshalb ich von einer trockenen Stelle zur nächsten hüpfte. Eigentlich sollte der Weg neben dem Fluss herführen, aber wegen des vielen Regens, stand er teilweise ziemlich unter Wasser. An einer Stelle führten kleine Steinplatten über den Fluss, die aber größtenteils überschwemmt waren. Auf zehenspitzen überquerte ich. An anderen Stellen, kletterte ich an der Felswand entlang, suchte Stabilisation am Schilf oder drückte mich durchs Gebüsch. Im Endeffekt stand ich vor den Fortescue Falls. Mit trockenen Füßen. Ich ging eine Weile schwimmen und wer winkte mir plötzlich von der Treppe aus zu? Das belgische Pärchen!
Sie kamen ebenfalls ins Wasser, wir setzten uns an den Wasserfall und redeten, oder ließen uns einfach treiben. Um kurz vor zehn verabschiedete ich mich, die beiden wollten mich aber in Kalgoorlie besuchen kommen.
Mein Auto war von dem ganzen Regen blitzeblank und es tat mir echt Leid, durch die matschig roten Pfützen zu fahren.
Zwei Stunden später machte ich in Newman eine Pause, um in einem Park zu frühstücken und zu tanken. Auf dem Weg war plötzlich alles grün oder das Gras erinnerte an Frühling. Ich hatte jaa alles erwartet, als Patrick mir auf der Karte gezeigt hatte, dass ich durch „The great sandy desert“ fahren würde, aber wirklich Wüste sah ich auf meinen Weg nicht. Grasgrün.
Nach einer insgesamt siebenstündigen Autofahrt kam ich auf meinen Campingplatz für die Nacht an. Dieser befand sich mitten im Nirgendwo und ich teilte ihn mir nur mit tausenden von Fliegen und einem LKW-Fahrer, dessen LKW die ganze Nacht laut brummte. Ich hatte aber zu meiner Überraschung Netz, um mit Storm zu telefoniere. Vor dem Schlafengehen nahm ich noch eine warme Dusche aus meiner Flasche.

Mittwoch, der 04.03.2020
Innerhalb von zehn Minuten war ich in der nächstgrößeren Stadt Meekathara. Auch hier war es grün und es gab sogar einen Fluss. Ich ging gut eine Stunde am Fluss spazieren, während ich mit Maria und Elisa telefonierte, die sich über meinen Fliegenhut lustig machten.
Danach hatte ich eine acht-stündige Fahrt vor mir, die sich als noch schlimmer herausstellte, als gedacht. Bis zur nächsten Stadt, Wiluna, lagen nämlich 250km Schotterstraße vor mir.
Die schrecklichsten drei Stunden meines Lebens. Erst recht, weil das Fenster sich ständig verselbstständigte und mir der unangenehm Wind in die Ohren dröhnte.
In Wiluna angekommen, waren plötzlich überall nur Aboriginals. Ich rannte zur Toilette und wieder zurück zum Auto. Einen etwas netter aussehenden Aboriginal, fragte ich, ob der Schotterweg hier zu Ende wäre. Dieser lachte nur. „It's a highway, of course it's sealed.“
Na klar, war ja nicht so, dass es sich nicht auch zuvor um einen Highway gehandelt hatte.
In Leonora lief ich ein wenig durch die süße Stadt und holte mir ein Sandwich in einem Cafe.
Dann fuhr ich die letzten 2,5 Stunden durch.
Als ich in unsere Einfahrt fuhr, geriet ein Reifen in ein Schlagloch und mein Wagen fing an seltsame Geräusche zu machen. Panisch parkte ich das Auto ab, mitten vor das Gartentor. Storm musste es später umparken.
Glenn und Storm schauten sich ein paar Tage später das Problem an, es war die Wasserpumpe.
Ich hatte also Glück gehabt, dass sie mir nicht bereits auf der Schotterstraße kaputt gegangen war.
Mein Auto war am Tag meiner Rückkehr über und über in roten Staub eingedeckt, auch meine Sachen im Kofferraum waren paniert. Es würde Ewigkeiten dauern, alle Sachen herauszuholen, zu staubsaugen und zu waschen.
Ich brachte nur das Notwendigste nach innen und unterhielt mich dann etwas mit Glenn, der kurz nach mir nach Hause gekommen war.
Die Dusche danach war dringend nötig. Und das Kuscheln mit Storm auf der Couch auch! Die ganze Nacht konnten wir die Finger nicht voneinander lassen (im unschuldigen Sinne!). Selbst am nächsten Morgen als ich aufwachte, fand ich mich noch in seiner Umarmung wieder.